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59) 6. Mai: Wrightwood erreicht!

6. Mai, Tag 37, km 594


Heute hatten wir die letzten 11 km Anstieg, auf insgesamt 2.500 m, vor uns. Sind etwas später weggekommen, Olli gegen 10:40 Uhr, Sabine 40 Min. später. Das Wetter war bewölkt, neblig und kühl. Etwa zwei Stunden später fing es sogar zu schneien an und es wurde richtig kalt! Um die Mittagszeit sind wir wieder zusammengekommen und haben unsere letzten Nudeln gekocht (gleich 3 Packungen!). Immer wieder umgaben uns Wolken, die die Berghänge hinaufzogen.


Nachdem wir den Anstieg bewältigt hatten, musste eine Entscheidung getroffen werden: entweder über den Acorntrail nach Wrightwood absteigen (4 km bei 700 m Höhenmetern) oder 10 weitere Kilometer auf dem Trail zum Highway 2 gehen, um sich von dort per Anhalter nach Wrightwood fahren zu lassen. Beides war bei den Wetterverhältnissen nicht besonders attraktiv. Haben uns für den Highway entschieden, damit wir in 1-2 Tagen die 700 m nicht wieder hochlaufen müssen. Außerdem gehören die 10 km zum PCT. Dadurch kamen wir auch noch am Guffy-Campground vorbei und haben uns am Feuer von Daisy und Aaron, Schwager und Schwägerin, die eine Woche zusammen hiken, aufgewärmt und ein Interview gedreht. Als es wieder zu schneien begann, dicke Flocken dieses Mal, sind wir aufgebrochen.


Für einen Teil der nun folgenden Strecke hätten wir gut und gerne mal wieder unsere Microspikes anziehen können: Schneefall und Schneefelder hatten wir eigentlich nicht mehr auf dem Schirm. Sabine sang deutsche Weihnachtslieder, darunter auch "Leise rieselt der Schnee ...", wandelte die Zeile "... freue dich, Weihnacht' ist bald (eigentlich: Christkind kommt bald)" jedoch ab in "... freue dich Hochzeitstag ist bald". In der Tat feiern wir am 10. Mai on trail unseren 23. Hochzeitstag ... Ollis Trekkingpol ist nach einem weiteren Sturz krumm und schief; nun sind beide krumm. Er überlegt, sie zum Hersteller Komperdell (Österreich) zu schicken, da 3 Jahre Garantie. Der verspricht unkomplizierten Austausch. Doch der braucht Zeit. Wir überlegen, was wir tun.

Wir kommen noch an einem Lift im Mountain High Skigebiet vorbei, der schon außer Betrieb ist, off season. Die Stimmung ist gespenstisch.


Gegen 19 Uhr haben wir dann, ziemlich frierend, den Highway erreicht. Die letzten Stunden sind wir bei zwischen 2 und 4 Grad Celsius gelaufen. Aber es kamen außer der Feuerwehr und Ambulanz keinerlei Autos vorbei, um uns nach Wrightwood mitzunehmen, merkwürdig! Und Empfang hatten wir auch keinen, um notfalls über Uber zu gehen. Da fährt plötzlich ein Auto, von Wrightwood kommend, auf den Parkplatz, hält an, der Fahrer kurbelt das Fenster herunter und sagt: "I am probably the last bus to Wrightwood!" Rich, der Fahrer, erzählt uns, dass die Strasse wegen Aufräumarbeiten (Steintrümmer) gesperrt ist und überhaupt kein Auto vorbeikommen kann! Er ist Krankenpfleger und bietet in seiner Freizeit als Trailangel Hikern Hilfe an. An diesem Abend ist er einfach nochmal zum Trail hochgefahren, um zu sehen, ob jemand noch einen "Hitch-Hike" gebrauchen kann. Für uns ein Trailmagic der ganz besonderen Art. Unglaublich, was manche hier leisten! Er hat selbst beim Hiken so viel Freundlichkeit erfahren, dass er auf diesem Weg etwas zurück geben möchte. Er hat uns dann beim Grand Pine Cabin, unserer Unterkunft, abgesetzt, nicht ohne uns vorher noch kurz durch die Stadt zu fahren, um uns die wichtigen Locations für den nächsten Tag zu zeigen.


Leider war das Office der Cabin seit einer halben Stunde geschlossen, obwohl Booking.com 21 Uhr angegeben hatte. Der 24-Stunden-Check-In versprach Abhilfe. Selfie mit Führerschein sowie Bild von der Kreditkarte online uploaden und angegebene Rufnummer wählen. Leider ging niemand dran. Haben mehrfach auf Mailbox gesprochen und um Rückruf gebeten. Nach einer halben Stunde wurde es so kalt, dass wir beschlossen, Essen zu gehen - und zwar im  "Yodeler", der uns wegen der Tacos und "Best Beer in Town" empfohlen wurde. Haben unsere Rucksäcke vor dem Office stehenlassen. Hiker Enterprise, den wir seit der Mesa Wind Farm immer wieder treffen und der just in dem Moment kam, um in der Grand Pine Cabin nach einer Übernachtung zu fragen, ging wegen der von uns geschilderten Kontaktaufnahmeschwierigkeiten weiter. Er hatte noch von einer anderen Möglichkeit gehört, wo es ein freies Zimmer geben soll. Im "Yodeler" Tacobeef, Tacosalat, mexikanische- und Meatball-Pizza gegessen und Bier, Wein und Cola getrunken. Und uns vor allem aufgewärmt! Bekamen dann glücklicherweise gegen 20.30 Uhr den erhofften Rückruf vom Officemanager: Der gab uns die Nummer unserer Cabin sowie den Zugangscode. Durchatmen, die Nacht war gerettet! Haben dann gleich am Telefon noch eine weitere Nacht gebucht. Hatten uns beim Essen nämlich entschieden, einen Zeroday in Wrightwood zu verbringen, um uns und unsere Knochen etwas zu erholen und einige Dinge zu erledigen. Doch davon dann im nächsten Blogeintrag ...