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61) 8.-10 Mai: Hochzeitstag im Regen

8.-10. Mai, Tag 39-41, km 618
Vorgestern haben wir uns auf den Weg nach Agua Dulce gemacht und Wrightwood verlassen. Mit einem weinenden Auge: Gerne wären wir noch einen Tag geblieben. So ein Zeroday geht schnell vorbei und es gibt immer soviel zu erledigen, dass wenig wirkliche Erholung übrig bleibt. Doch wir wollen auch nicht aus dem Laufrhythmus kommen.


Sind erst am späten Nachmittag weggekommen und haben wie immer sehr schnell jemanden gefunden, der uns zum Trail zurückgefahren hat. Rechtzeitig, um den tollen Sonnenuntergang am "Inspirationpoint" zu genießen (sh. Bild).
Nach 8 km, bis zum Fuße des Mount Baden-Powell (Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinder) haben wir neben einer gesperrten Straße einen Platz für die Nacht gefunden. Viele Hiker sind von hier aus über den Highway weitergelaufen, um den Schnee um Baden-Powell zu umgehen.


Wir haben uns am nächsten Tag entschieden, dieses nicht zu tun und den Weg durchs Gebirge zu gehen. Allerdings war der Anstieg nicht von schlechten Eltern: von 2.000 auf 2.800 m, verteilt auf 6 km. Die Hälfte davon durch Schnee. Irgendwann war der gesamte Trail von Schnee bedeckt und es hieß schnurstracks nach oben! Das war extrem anstrengend, wobei die Microspikes eine gute Hilfe waren. Doch die Aussicht vom Gipfel hat sich gelohnt (2860 m), sie war fantastisch! Sind bei sonnigen Temperaturen einige Stunden oben geblieben, haben geschrieben, u.a. unserem lieben Freund Karl Bauer ein Gedicht zum 80. Geburtstag und samt Videoaufnahme nach Deutschland geschickt, und gekocht. Am Nachmittag aufgebrochen, um den "Little Jimmy Campingground" zu erreichen, der 10 km entfernt war. Der Weg dorthin war wunderschön doch schwierig und anstrengend: Entweder musste man durch Schnee gehen oder diesen über einen Alternativpfad umgehen. Und das dauerte seine Zeit. Wir mussten ständig unsere Microspikes an- und ausziehen, um sicher weiterzukommen. Irgendwann schloss sich Brian, ein Chinese, der in Kanada lebt, uns an, da klar war, dass wir die letzten zwei Stunden durch die Dunkelheit gehen mussten. Brian ist erst am 22. April in Campo gestartet und läuft durchschnittlich 20 Meilen am Tag! Er ist Maschinenwart beim Toronto Star, einem Zusammenschluss von  etwa 100 lokalen Zeitungen. Gegen 21:30 Uhr haben wir dann den Platz erreicht, die "Trailfaust" mit Brian gewechselt mit den Worten"We did it" und unser Zelt aufgebaut. Dann gab es Beef Stroganoff und Cabernet Sauvignon zum Reinfeiern, aber wir sind vor 0 Uhr in tiefen Schlaf gefallen.


Am Tag danach kam der angekündigte Regen und es war eiskalt.  Wir haben uns entschieden, im Zelt zu bleiben. Und das ausgerechnet an unserem 23. Hochzeitstag! Mussten leider feststellen, dass unser Zelt nicht dicht ist. An einigen Stellen tropfte es rein - und es regnete nicht mal zu stark. Haben gleich eine Beanstandungmail an die Firma Z-Packs geschrieben. Zum Hochzeitstag hatte Sabine für mich eine ganz besondere Überraschung (über den Berg geschleppt): Pancakes mit Kokos, Sourcreme, Apfel und Banane, ein Fläschchen Champagner und die "23" in Kerzenform. Hat toll geschmeckt! Morgen soll es Gewitter geben und weiterregen, wir werden sehen, was wir machen ... Ab Sonntag ist dann wieder Sonne angesagt.