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72) 24. Mai: Ade, Hikertown!

24. Mai, Tag 56, km 852

Distanz zu Kennedy Meadows, dem Tor zur Sierra: 228 km

 

Der Tag begann sonnig und erneut mit Pancakes. Wir packen unsere Sachen, organisieren ein paar Dinge am Computer - Sabine kann den von Housekeeper Bob benutzen - und warten auf ein Interview mit Richard, das am Vortag nicht mehr geklappt hat.

Sind dann erst gegen 18:00 Uhr aufgebrochen, nachdem wir uns noch dafür entschieden hatten, einen Burger zu essen. Wie bestellt stand am Straßenrand zufällig ein Shuttle zum Cafe Shop Wee Vill Market und so kamen wir doch noch zum offensichtlichen Konkurrenten vom Cafe Neenach, das zu Hikertown gehört. Fahrer Victor erzählte und einiges über die Gegend und seine Theorie, warum da, wo Trail und Highway 138 aufeinander treffen die Joshuatrees viel kleiner sind, als am weiteren Verlauf der 138 vorbei am Neenach Cafe und weiter zum Wee Vill Market. Er glaubt, es könne am Boden liegen und die Erde sei durch eine frühere Eiszeit in einer großen Kurve ausgewaschen worden und so eben entlang derselben der Wuchs der Joshuatrees unterschiedlich. Wir lieben solche Geschichten und Theorien. Er und seine Frau hatten zuvor auf'm Campingground KOA gearbeitet, wo wir eingekauft und Sabine ein Trailmagic hatte, als wir unweit davon bei Sonny, dem Schweden, am Trailer abhingen. "The Trail provides" heißt es so schön unter Hikern. Was soviel bedeutet wie, dass dir nie was ausgeht, weder Hilfe, noch Resupply über Hikerboxen oder Trailangels. Aber, das gilt natürlich auch umgekehrt für all die, die durch die geldausgebenden Hiker am Trail profitieren.

 

Im Cafe einen Hamburger gegessen, noch einige wenige Dinge eingekauft, Interview mit Besitzer Terrie und Köchin Maria (dir von who'sch your Daddy in Casa de Luna so gelobt wurde) gemacht und dabei leider erfahren, dass Montag in den USA (nun "endlich") Memorial Day gefeiert wird, also das Postamt in Mojave geschlossen ist! An dem Feiertag wird an die für das Vaterland Gefallenen gedacht. Um nicht auf eine weitere Nacht in Mojave angewiesen zu sein, haben wir unser Motel angerufen und gefragt, ob sie bereit wären, am Samstag unsere Pakete im Postamt, das wegen des Feiertags am Montag ausnahmsweise geöffnet haben soll (eine Info über Marias Kontakt zu einem Mailmann), abholen möchten, was sie uns dann auch versprochen haben.

 

Dann ging's in die Wüste, angenehme Temperaturen am Abend. Der Weg verlief ca. 18 km in drei schnurgeraden Abschnitten am Los Angeles Aquadukt entlang. Erst verlief es oberirdisch, dann in einem Rohr und später unterirdisch und man lief quasi auf einer Betonstraße. Beeindruckend! Das Aquadukt, das zwischen 1908 und 1913 entstand, transportiert auf einer Länge von 370 Kilometern Wasser vom Owens Valley (in der Sierra Nevada) nach los Angeles. Link 

 

Sind wesentlich länger als sonst gelaufen. Um ca. 21:30 Uhr treffen wir mitten im Nirgendwo auf eine Gruppe junger Männer, die der Kirche Jesu Christi der Mormonen, angehören. Die meisten um die 20 Jahre alt. Wegen des Feiertags nutzen sie das verlängerte Wochenende für einen Gruppenausflug und wollen die nächsten Tage sowas wie Tontauben schießen machen. Haben uns auf Getränke und Smores eingeladen. Smores bestehen aus zwei gegrillten Marshmallows mit einem Stück Schokolade (Hershey), die natürlich schmilzt, zwischen zwei Keksen (ähnlich unseren Butterkeksen) und sind hier in den USA ein Lagerfeuer-Klassiker. Einer der Jungs, Russell (genannt Rusty), hatte deutsche Wurzeln, die Vorfahren kamen aus Pommern, dem heutigen Polen, und freute sich, ein wenig Deutsch reden zu können (er selbst war allerdings noch nie in Deutschland). Er kannte sich geschichtlich gut aus und hat sich mit Sabine über einige Themen zum 2. Weltkrieg unterhalten. Nach über einer Stunde am Feuer, Smores, gegrillten Kaubonbons und Gatorade haben wir uns verabschiedet und etwa eine Stunde danach einen schönen, flachen Platz für unser Zelt gefunden. Ein Vorteil in der Wüste ;-)