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111) 8.-13. August: Stevens Pass

8.-13.8, Tag 131-136

PCT-km: 3968, gelaufen 2253

Distanz bis zum Northern Terminus (kanadische Grenze): 303 km

 

Sind gestern Abend, am 12. August um 23 Uhr, in Stevens Pass angekommen. Untergekommen sind wir in der Mountaineer Stevens Lodge, deren Hosts Annette und ihr Mann Pat, ein Mann der Größe von etwa 2,10 m, der plötzlich vor uns stand, uns noch ein mitternächtliches Mahl anboten, unglaublich! Wir hatten in der PCT-App gelesen, dass sie 24/7 staffed sind und uns dieses Mal deshalb dafür entschieden, bis Stevens Pass zu laufen, auch wenn es dunkel wird. Durch Baustellen im Skiort war der Weg zur Stevens Lodge nicht so leicht zu finden. Beschreibung sh. Fotos.

Sie haben erst seit letztem Freitag (8.8.) offen und betreiben die Lodge nun im 3. Sommer für Hiker, dieses Jahr bis zum letzten September-Wochenende, 29.9. Ab Oktober/November gehört die Mountaineer Stevens Lodge dann wieder den Ski- und Snowboardfahrern. Wir können die Lodge nur wärmstens empfehlen: gutes Essen, mit Salat und Obst, sehr nette Leute und Hiker mehr als willkommen, sogar wenn es mal nachts wird. Die Türen sind offen.

 

Denn es wurde doch wieder später bei uns, da wir am frühen Abend des 12. August nämlich just wieder Dan und DJ, diesmal mit Dans Bruder Ricky, trafen bzw. eingeholten. Das brachte uns ein weiteres Interwiew ein 😁, in dem Dan Olli als Adonis bezeichnete, da er ihn Tage zuvor am Sheep Lake in formgebender schwarzer Unterhose (Speedo genannt) hat baden sehen ...

 

Doch zurück nach Snoqualmie Pass. Wir sind auch hier mal wieder nicht wie geplant ausgehikt 🤔. Wir saßen erst unterm offenen Pavillonzelt vom Foodtruck, unter dem wir ja auch geschlafen hatten, haben am Blog geschrieben, Fotos rausgesucht, Bankangelegenheiten erledigt, mit Familien und Freunden kommuniziert, als Claire von Alaska auftauchte. Sie ist bei der Air Force. Wir haben sie in unserer ersten Hikingwoche in Kalifornien kennengelernt, viel mit ihr im Ort Julian gedreht, dann nie wieder gesehen. Claire liebt ihr Land, wie sie auf einer Kreuzung in Julian bekundete, und Claire war schnell, verdammt schnell. Die vier Tage vor Snoqualmie Pass war sie jeden Tag 43 Meilen!, also 69 km gelaufen, sie wollte bestimmte Hiker einholen. 69 km: Das schaffen wir allenfalls an zwei Tagen 😅. Und, sie war die erste Frau, die wir trafen, die durch die Sierra durch war und so weit wie wir ohne Sierra und nun bald, natürlich vor uns, in Kanada finishen wird. Es war interessant zu hören, was sie berichtete ... Ihr persönliches Taxometer of Joy sah so aus:

 

1. Du hikest, es macht dir im Moment Freude und! wenn du zurück denkst.

2. Du hikest, es macht dir im Moment keine Freude, aber wenn du zurück blickst. Du bist stolz auf dich und was du geschafft hast.

3. Du hikest, es macht dir im Moment keine Freude und auch nicht, wenn du zurück schaust.

 

Kategorie 3 sei für sie die Sierra gewesen. Okay, alles klar. Sind wir froh, dass wir nach Oregon geflippt sind. Aber, wir sind stolz auf Claire!

Claires erste Worte nach der herzlichen Wiedersehensbegrüßung waren zu Sabine: "Are you tiny now." An Claire war aber auch nicht mehr viel dran.

Claire musste dann bald nach ihrer Wäsche schauen, die sie im Summit Inn in der Maschine hatte, wir zogen ins Pancake House um: Essen und weitere Blogeinträge formulieren. Dann tauchten Dan und DJ auf, die auf Dans Bruder warten wollten. Sie schenkten uns ein kleines Fläschchen Whisky, weil man dachte, man sieht sich nie wieder.

Inzwischen zog es immer mehr zu. Wir beschlossen, noch ne Nacht zu bleiben. Morgens im kleinen Cafe im Gebäude der Restrooms lernten wir Kent kennen. Er hat eine Bibelschule in Friedrichshafen besucht ... Das Wetter klarte mehr und mehr auf. Gretel und Mann Bobby kennengelernt. Gretel hat in Regensburg Deutsch und Geographie studiert. Wir sprechen über den PCT, Toleranz und Trump - ohne, dass der Name auch nur einmal fällt. Um 14.30 Uhr sind wir wieder On Trail.

 

Ein Highlight war gleich kurz nach Snoqualmie Pass das Erreichen unserer persönlichen Halbzeitmarke bei 2139.5 km!

Wir tranken den Whisky darauf!! und Turner, ein Teenager, der mit den Eltern grade vorbei kam, baten wir, dies zu filmen und ein Foto zu machen.

Dann ein 10 km-Anstieg von 900 auf 1600 m, Nebel und Nieselregen. Wir fanden schließlich am Abend eine Tentsite am Ridge Lake.

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9. August, Tag 132

18 km gelaufen

 

Regen am Morgen, gewartet bis er aufgehört hat. 2. Frühstück im Zelt, nochmals geschlafen. Fast alles trocken eingepackt. 14:30 Uhr weg, nur langsam vorankommen. Tolle Panoramen. Murmeltiere gesehen. Getrennt gelaufen, Olli am Abend voraus, um Platz zu finden. Hören immer öfter Musik, auch wenn das die Handy-Akkus belastet.

Wetterleuchten am Abend, hoffentlich morgen kein Regen, der fürs Wochenende vorhergesagt ist! Um 23:45 Uhr gekocht.

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10. August, Tag 133

24 km gelaufen

 

Regen am Morgen, erst 12:30 Uhr weg.

Wetter blieb dann trocken, sogar die Sonne kam raus. 2. Anstieg von 1000 auf 1700 m, verteilt auf 10 km. Trafen Dirty Hairy und Cookie Master, ein Paar mit den 3 Hunden Juno, Maple und Cricket, aus Minnesota, laufen den Washington-Teil des PCT.

Bis 22 Uhr gelaufen, dann an Mini-Wasserfall gewaschen und verwunschenen Zeltplatz nearby gefunden. Unglaublich schöner Abendhorizont und Morgenblick. Bei offenen Zeltflügeln gegessen und geschlafen.

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11. August, Tag 134

29,6 km gelaufen

 

Der Morgen war trocken. Los um 10:30 Uhr, Pause nach 10 km, Wolken und Sonne wechseln sich ab.

Interview mit Norman und Sue aus Washington, Leavenworth. Hiken Sections in Washington, nun Stevens Pass nach Snoqualmie Pass. Norman war in den 70er Jahren in Stuttgart Feuerbach bei den Robinson Barracks stationiert als Armee-Zahnarzt, Frau Sue als Nurse. Mit Hund Tucker laufen sie in den Abend weiter. Vorher noch den Tipp bekommen, in Stehekin zum sogenannten "The Garden" zu gehen, Goat Cheese zu kaufen und den barfuß gehenden Inhaber zu interviewen.

Anstieg 900 bis 1700 über 10 km, Regen fängt an, hört aber wieder auf. Auf der Ridge Marcus aus der Schweiz getroffen. Ist kurz vorm Ziel, hat Sierra gemacht. Alles in nur 4 Monaten, 5 hatte er sich gegeben, nun hat er es sogar noch schneller geschafft. Man spürt ihm den großen Stolz angenehm an. Das Interview macht große Freude trotz düsterem Wetter. Er ist Verpackungsdesigner, hatte noch nie solch eine Art Trail gemacht, ist verheiratet, hat 2 Kinder mit 9 und 12 Jahren. Die Familie hat ihn ziehen lassen, zum Finish erwartet ihn seine Frau. Wie schön. Er zieht weiter, hinten auf dem Rucksack das große rote Schweizer Kreuz auf weißem Grund 😉. Wir können jetzt nur noch eine kurze Essenspause machen, war für mehr zu wenig Zeit und zu kalt.

Bis 22 Uhr dann insgesamt 30 km gelaufen und eine Tentsite nahe Creek gefunden.

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12. August, Tag 135

32,3 km gelaufen

 

In der Nacht hat's geregnet, kommen gegen 11:15 Uhr recht trocken weg. Wieder neue An- und Abstiege, sehr anstrengend aber das Wetter perfekt zum Laufen. Wollten heute unbedingt Stevens Pass erreichen, also 32 km laufen.

Gegen Abend dann, wie geschildert, an einer Tentsite Dan und DJ wiedergetroffen, die den Abschnitt mit Dans Bruder Ricky laufen. Der steigt Stevens Pass wieder aus, DJ evtl. auch, da sie Fußprobleme hat.

Zusammen gefasst: Die 5 Tage und 115 km bis Stevens Pass waren regnerisch, vor allem aber glücklicherweise nachts, so dass wir kaum im Regen gelaufen sind. Vom Höhenprofil her sehr anstrengend. Es ging rauf und runter, rauf und runter, rauf ... Wir genossen viele schöne Panoramen, üppige Blumenpracht und sahen unzählige sehr besonders geformte Pilze und trafen wieder coole Leute.

 

Vom Schneegott ULLR (Ullar gesprochen)

Heute einen ruhigen Tag in der Mountaineer Stevens Lodge gehabt. Pam, eine Lehrerin für Biologie, unterstützte nun Annette als Host, da Pat, ihr Mann zurück nach Seattle musste. Die war durch die Seite von Pacific North West Outdoor Women auf die Jobanfrage aufmerksam geworden und hatte ihren ersten Tag. Überall fand man Spuren von ULLR, dem Schneegott 😉. Im Aufenthaltsraum, im Bad ... Er wurde in Sprüchen um Schnee angefleht ... Pippi Longhair, 22, interviewt, Femke aus Holland wiedergetroffen (das letzte Mal in Hiker Heaven in Agua Dulce, Kalifornien, gesehen, hat jetzt den Trailnamen Sassy Pants), die war ne Weile mit Papa gelaufen, war nun mit Chocolate (aus der Schweiz) und Pippi unterwegs. Sabine konnte ihre ersten Sätze auf Holländisch anbringen 🙂. Stefan und Marion aus der Nähe von Mannheim kennen gelernt. Nennen sich, ums den Amis leichter zu machen, Steve und Mary. Auch sie sollten uns von DD Grüße und Bedauern über das nicht mehr erfolgte Interview ausrichten. Danke DD. Tolles Interview gemacht. Vorher Resupply im nicht sehr ergiebigen und sehr teuren Bistroshop im Center (Granite Peak Lodge) unten gemacht (Poptart 2,50 Dollar, Trailmix 7,50 Dollar, 1! Bagel 3,85 Dollar ...) und glücklich über alles, was wir in 2 Hikerboxen fanden. Postpaket mit Socken abgeholt. Schuhpaket mit Ollis neuen Altras konnte nicht gefunden werden. Wir mussten warten, bis das Center schloss, dann wurde das Paket woanders gesucht und gefunden. Die Firma Altra hatte Ollis Namen nicht drauf geschrieben ...

Dann Wäsche (Handwäsche am Waschbrett und Stoßwäsche mit Eimer und Pömpel), Trocknen im warmen Trockenraum, und laden unsrer Geräte, bevor es am Abend weiter gehen sollte. Wird nun aber wohl doch eine weitere Nacht hier werden ... Sabine hatte von Cousin Ralf die traurige Nachricht bekommen, dass Tante Christa (jüngere Schwester ihrer Mutter, die vor zwei Jahren ebenfalls im August gestorben war) in Berlin mit 81 Jahren verstorben ist. Zum Geburtstag im Juli hatten wir ihr noch einen Brief und eine Sprachnachricht gesendet. Im Februar hatte Sabine sie noch besucht, wie viele Jahre zuvor, wann immer sie in Berlin war. Sabine hätte sich keinen besseren Ort als diesen geschützten Raum in der Mountaineer Stevens Lodge am Waldrand unter behutsam anteilnehmenden Gastgebern denken können, um eine solche Nachricht zu erhalten. Die vielen lustigen Stunden mit Christa bei Sekt, Eierlikör und Kuchen in der kleinen Wohnung am Rosa-Luxemburg-Platz kommen Sabine in den Sinn. Wir schließen Christa weiterhin liebevoll in unsere Gedanken ein. Raum genug gibt es auf dem PCT dafür ...

 

Es folgt ein längerer Abschnitt über 175 km nach Stehekin, wo wir 2 Übernachtungen planen und Goat Cheese essen werden ...

 

Hier unsere visuellen Highlights:

 

8. August

9. August

10. August

11. August

12. August

8.-13. August: Divers