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116) 2.-7. September: Kennedy Meadows

2.-7. September, Tag 156-161

PCT-km: 1127, gelaufen: 2632

 

Sind am Abend des 4. September in Kennedy Meadows Süd angekommen - das Tor zur Sierra Nevada. Doch kurz zurück ...

 

In Bakersfield hatten wir einen tollen Aufenthalt bei Franziska. Wegen des anstehenden Labour Day hätten wir erst zwei Tage später öffentlich zum Walker Pass fahren können. Franziska war so nett und erklärte sich bereit,uns mit dem Auto hinzufahren (1 1/2 Stunden Hinfahrt). Den Resupply machten wir im Aldi (!), war tatsächlich wesentlich günstiger als sonst. Wir sahen etliche Produkte, die wir aus Deutschdland kannten, nur mit englischer Aufschrift. Unsere beantragten und bewilligten ESTA's, zur Verlängerung unserer B2-Visa, haben wir nach einigen Stationen, wo Ausdruck nicht oder wegen geänderter Öffnungszeiten am Labour-Day-Weekend nicht mehr möglich war, beim Tanken an einer Gasstation ausdrucken können (Franziska hat keinen Drucker mehr). Kamen erst gegen Mitternacht am Walker Pass an, von wo wir Monate zuvor nach Ashland/Oregon geflippt waren. Es war ein bewegender Abschied. In der warmen Abendluft entschieden wir uns für Cowboycamping, aßen noch was und fielen in Tiefschlaf.

 

Mehr als achtzig Kilometer standen nun bis Kennedy Meadows vor uns, das letzte Stück Wüste, bevor das Gebirge der Sierra Nevada anfängt. Und es war heiß! Waren wir von Washington nicht mehr gewohnt. Dort war es wesentlich kühler und der Trail führte meist durch Schatten spendenden Wald. Bis zu vierzig Grad mit vollgepackten Rucksäcken und ordentlichen Steigungen. War hart, mussten uns erst dran gewöhnen, schafften an den ersten beiden Tagen nur etwa 20 km. Daher waren am dritten Tag 44 km fällig, da wir für den Abschnitt drei Tage einkalkuliert hatten. Der brachte uns an den Rand des Machbaren, aber am Ende sind wir damit die bislang längste Strecke an einem Tag gelaufen (der "Rekord" stand bei 40 km am 21. Mai).

 

In Grumpy Bear's Retreat haben wir unsere Bergstiefel abgeholt, die wir von San Diego aus vorausgeschickt hatten und hier für uns aufbewahrt wurden. Haben uns hier nochmal gut gestärkt (sehr leckerer Grumpy Burger, local Bier und Milchshakes, Breakfast Burrito, Pizza, Eis) und noch ein Interview mit Grumpy, eigentlich Scott, geführt.

 

In der Nacht zum 6.9., 3 Uhr Ortszeit Kennedy Meadows, saß Sabine auf der Veranda von Grumpy Bear's Retreat und hat auf diese Art an der Beerdigungszeremonie ihrer Tante, die um 12 Uhr in Berlin stattfand, teilgenommen. Ihr Bruder Hans-Georg zur entsprechenden Zeit in Australien und ihre Schwester Jutta und unsere Tochter Zarah waren vor Ort in Berlin. Zarah hat auch Sabines Text, den sie auf der Stretch nach Stehekin geschrieben hatte, vorgelesen.

 

Heute, am 6.9., gehtˋs nach Dusche, Essen und Resupply im Triple Crown Outfitters (hat Gear und Food), holen uns dort noch Bear Canisters (in der Sierra für die Unterbringung von Food Pflicht) weiter. Wieder ein Kilo mehr im Rucksack ... Das Abenteuer "Sierra" beginnt, für fast alle Hiker der Höhepunkt des PCTs. Im Moment sind dort die Wetterverhältnisse gut, müssen aber bis Ende September durchkommen, vor dem ersten Schnee. Dann will keiner mehr in der Sierra sein ...

Die erste Etappe wollen wir ohne den üblichen Zwischenstopp in Lone Pine machen und die 200 km bis nach Bishop schaffen. Innerhalb dieses Abschnitts werden wir mit dem Forester Pass auch den höchsten Punkt des PCTs erreichen (über 4000 m).

Es hat sich mal wieder als sehr gut herausgestellt, dass bei uns alles langsamer ging, denn Pavel aus Russland kam herein. Ihn hatten wir am Olallie Lake interviewt, ein ganz früher Southbounder, der nun durch die Sierra durch war und uns ein weiteres Interwiew gab. Nun erfuhren wir auch endlich, warum er für den gestorbenen Vater den PCT macht, also in die Weite läuft, während er für die tote Mutter einen hohen Berg in der Heimat bestiegen hatte, um ihr näher zu sein. Der Vater sei ein "humble man" gewesen, und ein sehr hart arbeitender Mann, der nie aus seiner Heimat Russland heraus gekommen wäre und nie anderes auf der Welt gesehen hätte. Das würde er, Pavel, jetzt mit diesem Hike tun. Wir konnten uns für das Bargeld, das uns Pavel am Olallie Lake geschenkt hatte, weil man dort nur bar zahlen konnte, mit Freistunden im Internet revanchieren die wir für ihn kauften (auch für uns seit gestern), er hatte Schwierigkeiten mit der online-Bezahlung.

Das fühlt sich einfach gut an, das gegenseitige Helfen, das ganz unerwartet kommt.

 

Es kam auch noch ein Schwung Hiker rein, die auch northbound durch die Sierra wollten, wir waren also doch nicht die letzten ...

 

Von Scotts Sohn Chandler wurden wir mit zwei anderen Hikern noch zum General Store im oberen Teil von Kennedy Meadows gefahren. Die mussten ein Resupply-Paket abholen, wir Brot kaufen (gab's im Triple Crown Outfitters nicht), wollten uns außerdem auch dort ins Trailregister eintragen. Das hat uns unser Stolz Anfang Juni verboten, da wir ja per Uber in Kennedy Meadows aufgeschlagen waren und nicht per pedes ankamen ;-) Dann ging's nochmals zurück zum Retreat, Essen, Paket mit Sabines Bergschuhen fertig machen, das sie sich wieder voraus schicken lässt, da sie sich nach einem Tag Bergschuhe am Fuß gegen das Laufen damit entschieden hatte. Olli nimmt beide Schuhpaare mit ..

 

Dies wird der vorerst letzte ausführliche Blogeintrag sein. Ein kurzes Lebenszeichen folgt dann hoffentlich aus Bishop.

Bleibt uns gewogen und freut euch auf Blogeinträge ab Oktober und den Film 😊. 

 

 

Bilder vom 2.-6. September: