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92) 19.-27. Juni: Diamond Lake & Odell Lake

19.-27. Juni, Tag 82-90

PCT-Kilometer: 3.068, gelaufende Kilometer: 1.353

 

Am 18. Juni hingen wir nach dem langen Gespräch mit Andi (El Problematico) und Jonas (Herbal Witch) dann wegen letzten Aktualisierungen des Blogs doch noch länger in Manzama Village in Schaukelstühlen vor dem Annie Creek Restaurant ab. Jonas, der mit Little Bee gehikt und noch in Kontakt war, hatte die frohe Kunde für uns, dass Little Bee mit Second Chance auf dem Weg nach Ashland war, um ebenfalls die Sierra zu flilppen und von hier northbound weiter zu laufen, wie wir.

Moneymaker und Bacon trafen dann zudem überraschend in Manzama ein. Das letzte, was wir gehört hatten, war dass Moneymaker wegen blood clouds in der Lunge etliche Tage im Krankenhaus in Tehatchapi und damit Off Trail war. Ein herzliches Wiedersehen ... Sie waren ebenfalls nach Oregon geflippt, hatten sich am Devils Peak die Zähne ausgebissen, waren umgekehrt und über Snow Lake nach Manzama gekommen. Wir sind dann erst gegen 18.30 Uhr den steilen Bypass zur Crater Lake Rim Alternate (kurz Rim Trail) - der Bypass hieß erst Annie Springs Connector Trail, später Dutton Creek Trail - in fantastischen zweieinhalb Stunden hoch"gerannt", da wir den Sonnenuntergang sehen wollten. Der Annie Springs Connector trifft nach ungefähr zwei Kilometern auf den PCT, den man ebenfalls etwa zwei Kilometer geht, bis man per Dutton Creek Trail zum Crater Lake abbiegt. Der PCT verläuft in weiterem Bogen tieferliegend um den Kraterberg, ziemlich eben, aber mit mehr Kilometern, bietet aber keinen Blick auf den See, dafür viele Moskitos 😑. Der ständig ansteigende Bypass erforderte noch einige Navigation im Schnee ... Kurz vor 21 Uhr erreichten wir den Crater Lake und haben damit noch gerade das Ende des Sonnenuntergangs erleben können. Der Anblick war atemberaubend! Crater Lake ist ein Kratersee des Vulkans Mount Manzama, der vor ca. 7700 Jahren ausgebrochen ist und der sich durch seine ungewöhnlich tiefblaue Farbe auszeichnet. Der See entstand durch die Füllung der Caldera mit Regen- und Schneeschmelzwasser. Crater Lake ist der tiefste See der USA und hat die beste Wasserqualität sowie die größte Sichttiefe, die weltweit je gemessen wurde. Das bisherige Natur-Highlight des PCTs, einfach überwältigend! Unbedingt hier nachlesen: Link

 

Wollten dann in der Crater Lake Lodge was essen, doch die Küche hatte leider bereits geschlossen. Kurzfristig hätten wir auch eine Cabin genommen, das historische Hotel (seit 1915) war jedoch restlos ausgebucht. So wärmten wir uns bis kurz nach Mitternacht in der Hotellobby mit Kaminfeuer auf und wurden von den Jungs an der Rezeption mit Chips und Softdrinks versorgt (die Moskitos hatten uns auf dem Weg von Manzama Village nach Crater Lake extrem zugesetzt). Außerdem erfuhren wir einige historische Fakten und Legenden über den Vulkanausbruch, zuvorkommendes Personal. Unterhalb der Rim haben wir dann zu später Stunde unser Zelt aufgebaut. Umringt von Schnee. Die Moskitos hatten in der kühlen Luft etwas an "Biss" nachgelassen.

 

Am nächsten Morgen den Sonnenaufgang angeschaut, das Zelt abgebaut und in der Lodge sehr üppig gefrühstückt. Dort den sehr sympathischen Sectionhiker Chris kennen gelernt. Er hatte den Schnee genauso satt wie wir. Seine Wurzeln lagen mütterlicherseits in Deutschland und er sprach einige deutsche Worte auch exzellent aus.

Uns hat Crater Lake so gut gefallen, dass wir dort kurzerhand den ganzen Tag auf der Terrasse der Crater Lake Lodge in der Sonne bei Cocktails und Rotwein verbracht haben, dann im Rim Cafe noch Eis aßen und zwei Work & Travel-Studenten aus Thailand interviewten und erst am Abend wenige Kilometer gelaufen sind, allerdings in anspruchsvollem Schnee. Knapp unterhalb der Rim gezeltet, was eigentlich verboten war (der Abstand zur Rim sollte mindestens eine Meile betragen - doch die entsprechende offizielle Tentsite war uns aufgrund der Entfernung mit auf Schnee downhill laufen zu weit). Olli ist am nächsten Morgen hingelaufen, da es dort eine der wenigen Wasserquellen gibt. Der Plan, über die Rim Trail Alternate weiter zu gehen, stellte sich, wie vermutet, als äußerst anspruchsvoll heraus, da der Rim Trail so gut wie komplett von Schnee bedeckt war. Obendrein hatten wir ein Warnschild, übersehen, dass der Trail an dieser Stelle wegen des Schnees gesperrt war. Haben mit viel Mühe und nach einer nicht ungefährlichen Traverse den Parkplatz Watchman Point erreicht, an dem der Rim Trail vorbeiläuft (um den ganzen Crater Lake herum verläuft eine Straße, die wetterbedingt  bislang nur zur Hälfte offen war, entsprechend frequentiert war der Watchman Point). Hier sahen wir dann auch in die Richtung, aus dem wir kamen das Sperrschild aufgestellt ... Weitere großartige Sicht auf den See und Wizard Island, ein kleiner Vulkan im Vulkan, erreicht. Auf der ganzen Strecke gefühlte 1000 Bilder gemacht; den See aus jeder möglichen Perspektive heraus festgehalten. Auf dem Parkplatz in einem windgeschützten Bereich gekocht, was uns von den meisten "10-Sekunden-aus-dem-Auto-Spring-und-Klick-Touristen" überraschte Blicke einbrachte. Wir mussten wohl auch mit bloßen, verschmutzten Füßen, Socken und Schuhe trocknend, auf dem Boden vorm Campingkocher sitzend eher wie homeless people ausgesehen haben, als wie PCT-Hiker, die viel Geld für diesen sechs Monate Tripp ausgeben. Wurden plötzlich von einer jungen Frau angesprochen, die uns fragte, ob wir Hiker seien und ob wir was bräuchten. Sie, Ashley (Trailname: Sunshine), wäre letztes Jahr den AT gelaufen, zwischen Highschool und College. Kurz darauf spendete sie uns aus einem großen Kanister Wasser, umringt von ihrer ganzen Familie. Eine tolle und herzliche Begegnung!

 

Dann wieder rauf auf den Rim Trail über Schnee und an einem Punkt, der der Straße sehr nahe war, hatten wir die Schnauze endgültig voll, sind runter zur Straße und die letzten 6 km bis zu Wiedervereinigung von "Rim Trail" mit dem PCT über den Asphalt gelaufen. Der Wind war heftig und nervte gehörig unsere Ohren. Wieder auf dem PCT führte dieser dann von der Straße weg in den Wald hinein und wir konnten endlich mal wieder schneefrei und windgeschützt kampieren bei relativ wenigen Moskitos.

 

Am nächten Morgen passierte uns "Daddio", ein etwa 65 Jahre alter Hiker, der mit seiner Tochter "Bloody Mary" den PCT läuft. Kurzinterview gemacht. Wenige Kilometer später trafen wir wieder auf ihn, er machte eine Pause und wartete auf seine Tochter, die langsamer unterwegs war als er und einige Minuten später eintraf. Nun ein Interview mit beiden gemacht. Es war rauszuhören, dass der Trail für beide auch dazu diente, gewisse Konflikte familiärer Art aufzuarbeiten.

 

Verfolgt von Moskitos und ein gewisses Unwohlsein bei uns beiden, veranlasste uns am Highway 138, spontan per Anhalter zum Diamond Lake zu fahren. Dort wollten wir dann doch einige Lebensmittel besorgen, die wir in Manzama Village nicht bekommen hatten und die für unser Wohlbefinden extrem wichtig waren - Brot, Käse und Trockenfrüchte. Wir hatten letzteres mit den in Manzama mühsam erworbenen (ihr erinnert euch, langwieriger Kreditkarten-Refund wegen Überpreisung), zuckrigen Poptarts, einem Trailklassiker, erfolglos auszugleichen versucht und konnten die Dinger nicht mehr sehen, auch wenn sie je 450-540 Kalorien bei wenig Tragegewicht boten. Außerdem wollten wir im Seerestaurant was Gutes essen. Besonders Olli ging es vom Magen her nicht gut. Zudem war die Aussicht, mal wieder in einem Bett schlafen zu können sehr verlockend. Wir gaben uns nach 10 Minuten noch 5 Autos und das fünfte hielt an!

Ansonsten wären wir weiter gelaufen, da wieder kein Telefon- und Netzservice! Der Ride sollte, wie sich später herausstellte, unser Glück sein, da wir nicht die Mount Thielsen Strecke des PCT gegangen sind ...

Fahrer Daniels Familie stammt ursprünglich aus Deutschland und ist adeliger Abstammung (seine Grossmutter war eine Baronesse aus Frankfurt; die Aufzählung seines vollständigen Namens mit vielen Vornamen war lang und eindrucksvoll). Daniel war der erste aus der Familie, der in den Staaten geboren und somit waschechter US-Amerikaner ist, wie ihm wichtig zu betonen war. Auf seinem T-Shirt stand: "Men of Oregon". Er und seine chinesische Frau wollten mit einem älteren chinesischen Paar (vermutlich die Schwiegereltern) Sightseeing am Crater Lake machen und fuhren uns vorher extra zum Diamond Lake. Bekamen noch eine Tüte frische Kirschen! Am See kurz Pause gemacht, Kirschen gegessen, und dann die restlichen 4 km zum Resort gelaufen. Sabine hat sofort im sehr gut sortierten Store eingekauft und Olli sich ausgeruht. Das Resort ist ein Familienbetrieb. Wir wurden von Alex, seinem Vater gehört das Ganze, und seiner Freundin Shyann freundlichst bedient. Sabine hatte ein wunderbares Steak mit Zucchini-Gemüse (Gemüse was Besonderes), Reis, toller Bratensoße und !Horsereddish!, Olli wieder Burger und Pommes, danach ein tolles Vanillesofteis. Wir beließen es bei Cola und Kaffee bei den Getränken. Olli reinigte noch sein Camelbag im Rucksack, da wir auch nicht ausschließen konnten, dass er über Verunreinigungen zum flauen Magen gekommen sein könnte.

Ein Interview mit Alex und Shyann (ihre Mutter hatte diese Schreibweise für ihren Namen gewählt, da sie für ein Kind leichter sei) durfte nicht fehlen. Es ging natürlich viel um die Hiker, die kommen und gehen, aber wie immer auch um Lebensentwürfe und Besonderes wie die Pinecone-Ketten, die er und Freundin Shyann trugen und die schlechte Energie fernhalten und anderes Gutes bewirken sollten. Hätten wir eine Cabin bekommen, wären wir am Diamond Lake geblieben, doch war leider wegen des größten Fischfang-Derbys in Oregon (Gewinner erhält 5.000 Dollar) auch hier alles ausgebucht. So saßen wir noch Stunden da, bei guten  Gesprächen, und beobachteten die Ankunft von Dutzenden Fischern - eine ganz eigene Community. So sind wir erst in der Dunkelheit zur Gasstation gelaufen (Service abends nur nach Telefonanruf über ein Uralt-Telefon, das am "Nachtschalter" an der Gasscheibe des Tankhäuschens stand), noch unsicher, ob wir uns, wenn überhaupt noch jemand anhält, an die ursprüngliche PCT-Stelle am Highway 138 zurück fahren lassen sollten oder über einen Sitetrail, den Howlock-Trail, der direkt gegenüber der Gasstation begann, wieder zurück zum PCT arbeiten sollten. Just hielt Justin in seinem Pickup an. Er betreibt Horseriding auf diversen Trails, gehörte als Cousin von Alex zum Clan und riet uns eindringlich vom Original-PCT, der Mount Thielsen Passage, ab! Der Howlock-Trail sei schön, böte guten Blick zum Mount Thielsen und hätte viel weniger Schnee! Da waren wir's endlich zufrieden. Nach 5 km, da die Zeit schon fortgeschritten war, haben wir an sehr schöner fast moskitofreier Stelle mit gefülltem Magen das Zelt aufgeschlagen. 

 

Mussten am nächsten Tag über den restlichen Howlock-Trail zum PCT zurückfinden, was nicht einfach war, da der Trail nur am Anfang markiert und irgendwann komplett im Schnee verborgen war.

Um die Mittagszeit und nach 5 Meilen dann den PCT erreicht und gekocht. Völlig fertig. Glücklicherweise passierten uns drei Hiker, die southbound Richtung Diamond Lake unterwegs waren und nur so über den PCT und den Schnee zu fliegen schienen. Wir fragten uns, wie sie so schnell durch den Schnee Navigieren konnten? Ein Rätsel! Für uns hatte ihr Queren den großen Vorteil, dass wir northbound immer wieder ihre Spuren fanden, denen folgen konnten, weniger zum Navigieren stehen bleiben mussten, somit schneller waren und Kraft und Energie sparen konnten.

 

Irgendwann den höchsten PCT-Punkt von Oregon/Washington erreicht (2308m). Die Tage danach noch viel durch Schnee gelaufen, teils extrem geplagt von Moskitos. Über die Detour Oldenburglaketrail/Whitefishcreektrail sind wir die letzten 30 km vom Windigo Pass (sehr viele Moskitos) nach Odell Lake abgestiegen und haben so den Diamond Peak, der einige gefährliche Schneepassagen aufweist, ebenfalls umgangen. Um die Mittagszeit das Shelter Cover Resort erreicht und dort erstmal unsere Post abgeholt (für beide neue Schuhe, lange Hose für Olli, 10 SD-Karten und einige Anti-Moskito-Mittelchen). Für den Erhalt der Post haben wir insgesamt 45 Dollar bezahlen müssen, 5 Dollar je Umschlage, 10 Dollar für "boxes". Vor allem die die neuen Lowa für Sabine mussten extra im 40 Meilen entfernten Bend abgeholt werden. Danach Pizza und Burger gegessen.

 

In den Tagen zuvor hatte sich bei Olli eine überraschende Wendung eingestellt: Das Laufen fiel ihm plötzlich schwer, es machte ihm überhaupt keine Freude mehr. Er hatte das Gefühl, dass eine Sättigung eingetreten sei und er überlegte eine kleine Auszeit zu nehmen oder gar ganz aufzuhören. Eis, Schnee und Moskitos schienen ihm doch mehr, als gedacht zugesetzt zu haben. Kurz vor Odell Lake entschied er sich, erstmal für eine mehrtägige Auszeit. Der Grund für diesen plötzlichen Sinneswandel lag allerdings ganz woanders "versteckt": Olli hatte seid etwa 10 Tagen Probleme mit dem Magen, später dann auch mit der Blase. Die Kohletabletten und die Ibuprofen aus Sabines kleiner Reiseapotheke halfen zwar etwas, aber mental war das Feuer erloschen. Unmerklich hatte er immer weniger Appetit und hatte immer weniger gegessen. Er konnte am Ende die meisten Lebensmittel, die wir dabei hatten, überhaupt nicht mehr sehen. Dieser negative Kreislauf hat den Körper so geschwächt, dass das Laufen immer anstrengender, gar zur Qual, wurde und er den Grund dafür aber ganz woanders vermutete. Erst am Odell Lake wurde klar, dass er einfach viel zu wenig gegessen hatte. Essen auf dem PCT ist überhaupt ein schwieriges Thema: Man verbraucht durchschnittlich 5.000 Kalorien am Tag, kann aber im besten Fall nur um die 2.000-3.000 Kalorien aufnehmen, je nachdem wie viel man tragen kann und will. Denn schwererer Rucksack bedeutet, vor allem bergauf, auch oft langsamer zu sein bzw. verbraucht man dann wiederum mehr Kalorien. Dieses Missverhältnis gilt es auszuhalten bis zu Resupply-Orten mit Restaurant o.a., ohne dass die eigene Leistung darunter leidet. Eine Herausforderung! Es gilt auch zu "lernen' (vor allem Olli 😁), sich nicht bis zum Schlecht-Werden die Wampe vollzuschlagen, wie seinerzeit am Cajon Pass), sondern mit gutem Maß, Fett, Kohlenhydrate und Vitamine zu sich zu nehmen 😄.

 

Leider war im Shelter Cover Resort keine Cabin frei, nur ein Blockhaus, das 300 Dollar die Nacht kosten sollte und uns natürlich zu teuer war, da wir ja Minimum drei Nächte bleiben wollten. Haben dann ein Motelzimmer etwa 10 Meilen entfernt bekommen; die nächsten Möglichkeiten liegen mit Orten und Städten wie La Pine, Bend, Eugene zwischen 45 und 90 Minuten entfernt. Auch nicht billig, 126 Dollar. Dann das "Holländische Wunder": Es stellte sich heraus, dass der Manager des Resorts ein Holländer war. Nachdem Olli und Nico Put auf niederländisch einen regen Austausch hatten, Frau und Managerin Julie Put hatte Sabine gefragt, wo wir her seien, und Olli ihm vom gerade gebuchten Motelzimmer erzählt hatte, forderte Nico uns auf, diese Buchung sofort rückgängig zu machen. Sabins Job 😁. Die "Dutch- Connection" brachte uns nun das Blockhaus zu einem Preis von 100 Dollar ein. Ein Häuschen am See mit Wohn- und Schlafzimmer, Waschmaschine, Trockner, Küche, überdachter Veranda vorne und zum See hin, Fireplace und vielem mehr. Ein Traum! Haben das sogenannte Eagle Nest für drei Tage bekommen und hoffen, dass diese genügen, um wieder zu Kräften zu kommen und die zweite Hälfte von Oregon anzugehen. Obendrein gab uns Julie noch eine Packung der von uns so geliebten holländischen "stroop wafels"!!

Durch die ständige Verfügbarkeit von Wäschemaschine und Trockner konnten wir auch die Daunenschlafsäcke und Daunenjacken perfekt waschen und trocknen. Extrem gutes Waschmittel dafür (ohne Zusätze) gab es im Store.

Eine sehr schöne Begegnung war die mit Chris und Sarah. Beide wollen die nächsten drei Jahre mit ihrem Wohnwagen "Silvercan" durchs Land fahren, möglichst auch noch Mexiko und Kanada mitnehmen. Mit dabei "Bruno", die Riesendogge. Sie hatten gerade mit ihrer Fahrt begonnen und waren im Resort hängen geblieben. Chris aus Ansprach und Sarah aus Texas hatten sich kennen gelernt, als Chris in Texas BWL studierte ("Wirtschaft ist scheiße, deine Tochter sollte was anderes studieren." Sabine: "Das kommt noch, ich sehe sie schon Psychologie studieren..." 😄). Sarah ist Musiklehrerin. Beide hatten vor zwei Wochen bei Nico im Resort angefangen zu arbeiten, Chris im "Out-Door-"Restaurant in der Küche, Sarah im Store. Sie war es, die uns die Post aushändigte. Die dänische Dogge Bruno war DIE Attraktion auf dem Gelände. Ein bisschen Geld verdienen zwischendurch sei ja nicht schlecht und man müsse sich nicht jeden Abend einen neuen Standplatz suchen 😁. Den Platz würden sie von Nico auch gratis bekommen samt Gasanschluss.

 

First Run wieder getroffen. Wir hatten ihn sehr früh in Kalifornien getroffen. Sein Trailname kommt daher, dass er bei der Bewerbung um die PCT-Permission der Erste in der Warteschlange war und sich quasi jedes Datum aussuchen konnte. Er war damals sehr schnell und konsequent unterwegs, kam uns jetzt verändert vor, erzählte im Interview, dass er, wo immer er Schnee umgehen könne, keine Skrupel hätte, dies über Roads oder Dirt Roads auch zu tun, er wollte es in seinem Zeitfenster immer noch nach Kanada schaffen und auch die Sierra nachholen ...

Auch wir sagen inzwischen: Wir laufen von Mexiko nach Kanada. Ob wir dabei einen Alternate-Trail nehmen, der nicht PCT heißt, ist uns inzwischen völlig egal, man hat dieselbe oder bessere Views (z.B. auf den Mount Thielsen 😀), riecht dieselbe Luft. Jedoch versuchen wir weitgehend auf Roads zu verzichten.

Wir treffen auch auf Leute, die slack-packing betreiben, also ihre Rucksäcke an einem Punkt, den man gut erreichen kann, deponieren, den Stretch ohne Rucksäcke laufen, um mehr Meilen machen zu können und dann zu ihren Rucksäcke zurück fahren. Das ist uns bislang fremd 😂.

 

Einen Tag später trafen auch Jonas und Andi ein, haben viel über die letzten Tage gesprochen und wie üblich über Gott und die Welt philosophiert. Von den beiden erfuhren wir auch, dass zwei Leute aus dem Mount Thielsen-Gebiet gerettet werden mussten. Jonas und Andi waren ebenfalls den Original-PCT am Mount Thielsen gegangen und hatten einen Hubschrauber kreisen gehört. Auch wir hatten diesen aus der Ferne gehört und Sabine hatte ein ungutes Gefühl ...

Nachlesen in einem Online-Artikel bestätigte, dass "Daddio" und seine Tochter "Bloody Mary" an dem Tag, an dem wir sie gesehen und interviewt hatten, einen Notruf per InReach (GPS-Notruf-Gerät) abgesetzt hatten und aus dem Schnee in der Nähe des Mount Thielsen mittels Hubschraubereinsatz gerettet werden mussten. Sie hatten sich verlaufen (Navigieren im Schnee kann wie beschrieben schwierig sein) und als letzte Möglichkeit den Notknopf gedrückt. Näheres wissen wir noch nicht. Wir waren ja diesen Streckenabschnitt über den Howlock-Trail umgangen.

Jonas und Andi haben den gefährlichen Abschnitt im Schnee in fünf Tagen gemeistert, es sollen aber vorerst keine weiteren Tage im Schnee folgen! Sie werden daher die nächste Etappe auslassen und wollen sich nach Bend fahren lassen.

So unterschiedlich kann Hiken sein: Die einen meistern einen schwierigen Teil, die anderen scheitern, die dritten umgehen (allerdings nicht immer risikofrei 😅). Schlussendlich geht es darum, seine Fähigkeiten rechtzeitig einschätzen zu lernen ...

 

Unseren letzten Abend verbrachten wir im Pavillon am Wohnwagen von Chris und Sarah. Chris hatte uns einen superguten Willy in Aussicht gestellt. Wir tranken jeder zwei (außer Sarah, she's done with alcohol, had enough in her wild times). Es war ein Williams Christ aus Feuchtwangen. Extrem gut!

 

Heute, am Freitag, den 28. Juni, geht's nun bei uns weiter. Noch was gegessen, Blog geschrieben und die Freundlichkeit der Leute im Resort nimmt kein Ende. Julie Johnston, die das Resort ihren Backyard nennt, fragt Sabine, während sie aufs Bestellen wartet, ob wir Hiker seien, JA, dann, ob wir PCT-Hiker seien, JA. Daraufhin umarmt sie Sabine überraschend und sehr herzlich. Auch sie wollte wissen, wie's bisher war. Die Sprache kommt natürlich auf die Moskitos. Sofort bietet Julie zwei Fläschchen Essential Oils, Mint and Lavender, an und holt sie auch umgehend aus ihrer Unterkunft. Nun ist Sabine wirklich für alle Attacken gewappnet. Und auch Olli, der mehr und mehr von den "schwebenden Ungeheuern" entdeckt wird.

Noch ein herzlicher Abschied von Managerehepaar Nico und Julie Put und los, es ist bereits wieder Abend ...

 

Wir werden den Abschnitt nach Bend hiken, also mit Zelt und Rucksack weiterlaufen ...

 

Chris wird uns zum Trailhead am Highway 58 fahren, da wir ja über den Oldenburglaketrail/Whitefishcreektrail zum Shelter Cove Resort (Odell Lake) gelangt waren.

 

 

Hier geht's zu den entsprechenden Bildern, mehr davon später bei besserem Netz:

 

Bilder 19. Juni

Bilder 20. Juni

Bilder 21. Juni

Bilder 22. Juni

Bilder 23. Juni

Bilder 24. Juni

Bilder 25. Juni

Bilder 26.-27. Juni

Crater Lake
Crater Lake