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108) 31. Juli - 6. August: Snoqualmie Pass

 

31.7-6.8, Tag 123-129

PCT-km: 3852, gelaufen 2137 - fast unser persönlicher Midpoint der Strecke (noch 2,5 Kilometer)

 

Es kommt oft anders, als man denkt. Unser frühabendliches Wegkommen in White Pass am 30. Juli wurde "jäh vereitelt" durch: Ja, genau, durch weitere Begegnungen. Den ganzen Tag über kamen Hiker ins Café, mit denen wir immer wieder mal gedreht hatten. Zwischen Cola, Kaffee, Fastfood, Bananen, am Blog arbeiten und dem Resupply-Einkauf drehten wir somit immer wieder eine Fortsetzung mit dem einen oder der anderen 😉.

 

Von Gregory Peck, Charlton Heston und Gewaltlosigkeit - Begegnungen sind herrlich, aber auch anstrengend.

Es kamen Laura (Grafikerin aus Portland, hatten sie auf dem Weg nach Trout Lake beim Trailmagic kennen gelernt), die wir überholt hatten, Dan und DJ, die wir ebenfalls überholt hatten und die uns den Trailnamenzusatz The Night Owls gegeben hatten, weil wir öfter mal in die Nacht hinein liefen, Doc und Hex, die wir weit vor uns wähnten, ebenso Pick of the litter (the best one in a group) und Andale! (Trailname) aus Taiwan. Neu kennen gelernt haben wir Isabel aus der Nähe von Hamburg, seit einiger Zeit Veganerin. Schon lange wollten wir erfahren, wie Veganer mit der fleisch- und eilastigen Kost an Resupply-Orten zurecht kommen ... Um 18 Uhr schloss das Café.

 

Nach zwei fetten Kuchenstücken, Joghurt und Sodas draußen in der Abendsonne sagten wir Laura und Isabel good bye und schrieben noch zwei Postkarten an unsere Familien (der Verkäufer wollte sie am Morgen unter der Fußmatte vom Café hervorholen und zur Post bringen). Da sprach uns Kim an, Kanadierin und Professorin für Environmental Philosophy in Texas. Kim hikt den PCT in Abschnitten und war jetzt an Washington dran. Sie wollte eigentlich noch bis nach Snoqualmie Pass, wollte aber auch ihr einjähriges Kind schneller wiedersehen und auch ihren Mann wieder etwas entlasten. Hatte sich im Village Inn ein Zimmer genommen, um in Ruhe eine Entscheidung zu treffen. Ein sehr interessantes Gespräch über Natur und die Rolle des Menschen darin entspann sich. Leider wollte sie nicht gefilmt werden. Wir erfuhren, dass ihre Studenten mit Guns in die Vorlesungen kamen. Nur in Kirchen und Football-Stadions gäbe es in Texas Knarrenverbot. An der Stelle empfehlen wir "Weites Land", USA 1958, einen unserer Lieblingsfilme von einem unserer Lieblingsregisseure, William Wyler. Mit Gregory Peck (in der Rolle des James McKay Gewalt ablehnend und für friedliche Konfliktlösung, der von der Ostküste nach Texas reist, um die Liebste zu heiraten) und Charlton Heston (Steve Leech) als Gegenspieler und Rivalen um eine Frau und das Thema Gewaltlosigkeit und wann ein Mann ein richtiger Mann ist. Ein tolles Thema im Genre Epic Western verarbeitet mit einer unglaublichen Filmmusik von Jerome Moross. Und wie bekannt sein mag, war Charlton Heston im wirklichen Leben Präsident der NRA - National Rifle Association. 1871 für Sportschießen und Training an Schusswaffen gegründet, entwickelte sich diese in den 1970er Jahren mehr und mehr zur Waffenlobby. Unbedingt den Film anschauen!!

 

DD aus Dresden und 2000 Kilometer

Als wir wieder so weit waren zu gehen, schneite DD (Trailname) aus Dresden 😉 rein. Er hatte 40 Meilen (64 km) aufm Buckel und spürte seine Füße, war müde. Er war der Erste 2019, den wir persönlich trafen, der den Trail von Campo bis hier, und damit die Sierra kontinuierlich nobo (northbound) durchgewandert war, trotz High Snow Year.

Er hatte viel Interessantes zu erzählen und wir machten aus, dass wir, wenn er uns morgen auf dem Trail überholt, ein Interview drehen. White Pass und der Platz um die Tanke rum hatten wir drehmäßig den ganzen Tag über schon ordentlich "abgevespert". Mit Blog und allem anderen war es nun wieder so spät geworden, dass wir keine Lust mehr hatten, mehr als in Richtung Trailhead zu laufen und wollten uns dort in die Büsche schlagen, um dann ganz früh loszulaufen.

Am 31. Juli haben wir White Pass dann tatsächlich um 7:15 Uhr in Richtung Snoqualmie Pass verlassen, das wir in 5 Tagen und 158 km zu erreichen hofften. Gleich am 1. Tag gab es einen Meilenstein zu feiern: Wir erreichten die 2.000-km-Marke! Gefeiert wurde dies mit einem Bier, das wir von Nat, dem Bierbrauer aus'm Village Inn in White Pass bekommen hatten. An unserem Rastplatz am Bumping River zur Mittagszeit trafen wir auch Dan und DJ wieder. Wir legten auf der Erde die Zahl 2000 mit der Usnea, grünliche Flechte, die von Bäumen hängt und auch Baumbart genannt wird, ihr habt sie schon auf etlichen unserer Fotos gesehen. Sie eignet sich für alles mögliche, als Topfkratzer, als Feueranzünder und laut Rebecca, die wir am Olallie Lake mit Symbria zum ersten Mal getroffen haben, auch als Damenbinde!!! Und nun noch für eine Wegmarke 😊. DJ hat uns dann fotografiert. Am Ende des Tages hatten wir ganze 38 km zurück gelegt, eine Strecke, die wir erst einmal toppen konnten (40 km am 21. Mai in Kalifornien, um rechtzeitig in Hikertown zu sein und Ollis Geburtstag zu feiern). Fanden bei Dunkelheit eine Tentsite an einem kleinen See. DD hatte uns noch nicht überholt! Was war los??

Am Morgen kam ein Schweizer Pärchen gegen 8.30 Uhr an unser Zelt, wir waren gerade beim Frühstück. Sie sollten uns einen lieben Gruß von DD ausrichten. Er hatte bei dem Pärchen 4-5 Meilen von unserem Platz zurück übernachtet und war dort abends, kurz nachdem wir das Pärchen passiert hatten, aufgeschlagen. Sei dann um 5 Uhr los, war also um etwa 6 Uhr an unserem Zelt vorbei gelaufen. Hatte wahrscheinlich Skrupel, uns zu wecken. Wie schade! Für ein gutes Interview hätten wir das in Kauf genommen. Aber, DD, wir kommen in Dresden vorbei 😄.

 

Nach Regen kommt Sonnenschein - Moneymaker

Am nächsten Tag (1. August) ging es weiter durch den Mount Rainier National Park, der immer wieder großartige Sicht auf den majestätischen Mount Rainier, den höchsten Berg Washingtons (4392 m) bot. Es war heiß und die idyllischen Seen luden uns an dem Tag zweimal ein, ins kühle Nass zu springen. Willkommen, da es wie täglich, einiges an Höhe zu bezwingen galt. Moskitos gab es kaum 😄. Zur Mittagszeit überquerten wir den Chinook Pass, der bei Tagesausflüglern sehr beliebt ist. Es kamen uns daher auch dort viele Dayhiker samt Hund und Kind entgegen. Auf dem Parkplatz erhofften wir eine Möglichkeit, unseren Müll los zu werden. Und tatsächlich gab es eine Mülltonne in einem der 4 Klohäusschen! Es sammelt sich unterwegs doch so einiges an Müll an, es war ein Geschenk, diesen hier lassen zu können. So ging der anschließende Anstieg natürlich viel leichter ;-)

Am Abend lief Olli voraus, um noch bei einigermaßen Helligkeit eine Tentsite zu finden. Kurz vor Dunkelheit fand er einen schönen, aber ziemlich staubigen Platz inmitten eines abgebrannten Waldes (von denen es in Washington leider auch, wie in Oregon, viele gibt). Sabine kam etwa eine halbe Stunde später und konnte sich auf ein bereits aufgebautes Zelt freuen. Sie hatte wieder viel fotografiert. Pilze, von denen es in Washington riesengroße gibt, und Frösche hatten es ihr angetan. Auch Olli hat etliche großartige Aufnahmen gemacht.

Am Morgen des 2. August wurden wir von dunklen Wolken begrüßt. Das Wetter hatte sich über Nacht total gedreht. Es war neblig und diesig, die Hügel mit tiefstehenden Wolken behangen. Eine dunkle, aber tolle Stimmung! Aber auch Moneymaker begrüßte uns mal wieder. Er kam uns sobo (southbound) entgegen und wollte nach Cascade Locks. Im nächsten Blogeintrag werdet ihr endlich lesen, warum und für was er Geld macht!

Glücklicherweise blieb es lange trocken. Doch unser Mittagessen fiel sozusagen ins Wasser. Von da an regnete es und wir mussten in voller Regenmontur unseren Weg fortsetzen - eine ziemlich kalte, nasse und matschige Angelegenheit! Am Nachmittag hörte es zum Glück auf zu regnen, doch die Wolken blieben drohend da. An einer Blockhütte trafen wir auf das Geschwisterpärchen Ellie und Dane, die hier übernachten wollten und ihre nassen Sachen über dem Feuer trockneten. Wir erfuhren, dass sie von Elk-Lake, Oregon nach Snoqualmie Pass, Washington liefen. Ellie war 18 Jahre alt und hatte am nächsten Tag Geburtstag, Dane ist erst 17. Wenn sie in Snoqualmie Pass ankommen, werden sie fast 4 Wochen unterwegs gewesen sein. Sie waren von der Natur begeistert. Wir haben uns in der Hütte etwas aufgewärmt und sind anschließend noch ca. 2 Stunden gelaufen.

 

Von Eltern und Abschieden

Der 3. August ist schnell erzählt, blaue Wolken hatten die dunklen vertrieben, die Sonne strahlte wieder. So schnell geht das hier in Washington. Am Abend trafen wir an einer Tentsite Ellie und Dane wieder. Und ihre Eltern weilten in einem zweiten Zelt?! Sie waren überraschenderweise aus San Francisco gekommen, um mit Ellie und Dane Ellies Geburtstag zu feiern und den letzten Abschnitt von 22 Meilen gemeinsam zu hiken. Dane, der Bruder, war natürlich eingeweiht. Das Ganze war an einer Dirt Road als Trailmagic getarnt und die Eltern kamen mit Nektarinen und Cherries um die Kurve. Wollten uns am nächsten Tag in Snoqualmie Pass u.U. zusammentun, um mit einem Uber nach Seattle zu kommen. Die Familie wollte die Großeltern dort besuchen. Eine besondere Überraschung für uns war Ashley, die außer Atem auf Sabine zugerannt kam. Sie erkannte uns wieder, wir hatten sie in Warner Springs vor Monaten getroffen. Sie war wegen Bronchitis und Höhenkrankheit (Sierra) eine Weile vom Trail runter gewesen. Nun war sie sobo unterwegs. Es war ein herzliches, wahrscheinlich letztes Wiedersehen. Auch das ist der Trail: Abschiede.

 

Endlich da! Aber kein Postpaket!! - Trish!!!

Da wir am nächsten Tag so früh wie möglich Snoqualmie Pass erreichen wollten, liefen wir weiter und am Ende über 32 km und in die Dunkelheit hinein, bevor wir im Wald Cowboycamping machten. Hatten eine sehr angenehme, trockene Nacht zwischen Bäumen (neben oder in Wiesen kondensiert immer zu viel Feuchtigkeit aufm Schlafsack oder Zelt).

Am 4. August schafften wir es tatsächlich, schon um 6:30 Uhr loszukommen. Unser Rekord! Die Strecke, 29 km lang, war steinig, schwer und anstrengend zu bewältigen. Die Füße taten weh. Doch gegen 16 Uhr sahen wir endlich Snoqualmie Pass von oben, das sich an der Interstate 90, dem längsten Highway der USA (über 3000 Meilen Länge) befindet. Die letzten Meter führten uns unter Skiliften durch. Tankstelle, Grocery, Brewery, Foodtruck, das Summit Inn, eine Art Hostel des WAC - Washington Alpine Club, Lofts, die Forest Information und sogar das Washington Ski- and Snowboard Museum befanden sich sozusagen an einer Ausfahrt.

Bei der Tankstelle mussten wir ein Postpaket abholen (weitere wasserdichte Cases für SD-Karten). Doch dieses war zunächst nicht auffindbar, obwohl geliefert, wie im Logbuch stand. Trish, die Kassiererin, eine good looking Frau im besten Alter, fand heraus, dass sich das Paket im Büro ihrer Vorgesetzten befand, da ein Versand-Zuschlag zu entrichten war, weil wir es von Trout Lake weiter nach Snoqualmie Pass hatten schicken lassen. Wir waren ja schneller als das Päckchen in Trout Lake gewesen :-). So kam man ins Gespräch und dass wir ungern von weiteren Öffnungszeiten abhängig wären, da wir die nächsten beiden Tage in Seattle wären, die Sachen auch bräuchten (wir wollten unsere SD-Kartenkopien organisieren). "We find a solution for this problem." Sie bot uns spontan an, das Päckchen am nächsten Tag nach Seattle in unser Motel zu bringen. Immerhin eine Stunde Fahrt, wenn Traffic Jam sogar länger! Wir hatten für 2 Nächte ein Zimmer im La Hacienda Inn im Stadtteil Georgetown, an der Grenze zur Industrial Area und trotzdem nahe zu Downtown gelegen, gebucht. Das war mit 100 Dollar pro Nacht kostengünstiger, als in Downtown direkt mit Preisen pro Nacht ab 250 Dollar. Trish lebt in Snoqualmie Pass, fuhr aber wegen Fitness-Center und Roller Blade Fahren (auf einem Parkdeck) öfter nach Seattle rein. Sabine fragte, ob denn auch heute ... So kam es, dass sie uns sogar noch am Abend nach ihrer Arbeit nach Seattle zum Motel fuhr, und danach einfach noch Fittness bis Mitternacht machen wollte.

Mit Ellie und Dane waren wir über SMS in Kontakt, es gab nämlich je näher wir an Snoqualmie Pass kamen, öfter mal Phone Service, und teilten mit, dass wir gg. 19.30 Uhr einen Ride nach Seattle hätten. Sie wollten gegen 18.30 Uhr eintreffen, ihre Eltern ne halbe Stunde später, dann wollten sie Essen gehen. Wir bedankten uns für die Gelegenheit, bei ihnen im Uber mitfahren hätten zu können. Leider hat eine Verabschiedung nicht mehr geklappt. Doch wir werden Ellies Dokumentar-Kurzfilme auf dem YouTube-Schulkanal anschauen, die sie an der High School im zweijährigen AIM-Programm (Academy of Integrated Humanities and New Media) gemacht hat. Sie möchte, dass Film in ihrem beruflichen Leben auf jeden Fall eine Rolle spielt.

Wir holten Essen beim Foodtruck und aßen es im dazugehörigen Zeltpavillon. Haben dort Andale! aus Taiwan wieder getroffen, ebenso Doc und Hex. Die kleine Hiker-Box gab nicht viel her. Aber, im ausliegenden Trailregister - man kann sich mit Datum, Trailnamen, wo man herkommt u.a. eintragen - stand DD beim 3.8. Wir sind am 4.8. angekommen, also nur einen Tag später als DD 😅. Gingen dann zur Hiker-Box ins Summit Inn und Olli fand dort tatsächlich ein Schuhpaar, das ihn wohl bis Stevens Pass tragen wird, wo seine neuen Altras auf ihn warten. Dann gingˋs zur Brauerei, wo wir je ein Local Beer probierten und Olli nochmals was am Foodstand gegessen hat ;-) Dann funkte Trish uns an, sie sei so weit.

Die Autofahrt war sehr lustig. Trish sprang von Thema zu Thema, sie hatte sehr jung Krebs gehabt und genoss das Leben nun in vollen Zügen. Wow! Eine unglaubliche Energie, die diese Frau verströmte.

 

Sprüche, die man nicht vergisst

In einem Trailregister am Wegrand (meist liegen sie geschützt in Holzkästen oder Blechbüchsen) las ich vor kurzem: "Live life like someone left a gate open" und beeindruckt hat uns auch ein anderer Spruch: "Comparison is the Thief of Joy" - wie wahr, wie wahr, meistens - doch in Bezug auf DD spornte der Vergleich uns an, machte uns schneller und stolz auf uns ... Doch unterm Strich gilt: Wir kommen so schnell voran, wie wir eben vorankommen, an Blog und Drehs haben wir einige Lauftage abgetreten 😅. Ohne die längeren und damit auch intensiveren Begegnungen, würden wir den Trail vermutlich nicht so genießen. Oder eben anders.

 

Seattle ist laut, aber schön

Die anderthalb Tage in Seattle waren sehr erholsam. Seattle ist von Wasser umgeben und eine faszinierende Stadt. Doch viele Baustellen, Verkehr und Touristen machten sie laut. Hatten von Dan und DJ einige Tipps bekommen, die wir dankbar angenommen haben. Da sie in Seattle leben, wussten sie, wo man gut Essen und Trinken kann, darunter auch "The 5 Point Cafe". Neben Sightseeing stand auch der Resupply an, den wir in einem kleinen, von Cindy privat geführten Deli-Markt ganz in der Nähe des Hotels gemacht haben. Ihr Laden war sehr gut sortiert, man sah, dass sie sich große Mühe gab, nah am Kunden dran zu sein, sie erzählte auch, dass sie fast täglich einkaufen ginge. Wir gaben 100 Dollar für die Verpflegung für die nächste Stretch nach Stevens Pass aus und Brot, Bagels und Provolone-Käse, das sie für Sandwiches verwendete und nicht in größerem Stil verkaufte, schenkte sie uns in der Menge, die wir brauchten!

Trish gab unser Paket tatsächlich einen Tag später an der Rezeption ab - jetzt haben wir unsere zunehmenden und je zweifachen SD-Karten-Kopien wieder sicher auf zwei Rucksäcke verteilt.

Den Abend verbrachten wir in Downtown, denn wir wollten unbedingt noch Fisch essen gehen. Wir entschieden uns für Elliott's Oyster House, das direkt am Wasser lag. Im Target-Warenhaus haben wir anschließend noch einige Kleinigkeiten besorgt, die wir in Georgetown am Tage nicht bekommen hatten. An der Kasse standen direkt vor uns doch tatsächlich zwei Mädels aus Stuttgart und Böblingen, Hanna und Jasmin, die auf USA-Reise waren. Die Welt ist manchmal klein! Uber-Fahrer Morgen hat uns dann zurück ins Motel gefahren. Haben von ihm erfahren, dass Seattle mit einem Homeless-People-Problem zu kämpfen hat. Er selber bezeichnete sich selbst ebenso als homeless. Er würde in einem gut ausgestatteten Zeltcamp leben, für monatlich 30 Dollar. Dort würden Menschen, die sich die teuren Mieten in Seattle nicht leisten können (gestiegen durch Firmen wie Google, T-Mobile Amazon u.a.), in einer Art Kommune leben. Mit Uber verdient er sich nachts was dazu. Er erzählt, dass er demnächst ein Problem hat, da sein Auto, das ihm der Onkel geschenkt hatte, mittlerweile 9,5 Jahre alt ist und Uber vorschreibt, dass sie höchstens 10 Jahre alt sein dürfen. Doch Morgen ist ein Lebenskünstler, er wird sich bestimmt was einfallen lassen.

 

Wohin muss die Zunge?

Eine besondere Begegnung hatten wir nachts mit zwei Mitarbeitern an der Rezeption des Motels. Mit Phil (42), ursprünglich aus Kenia und schon 27 Jahre in den Staaten, sowie seinem Kollegen Sam (33), der vor einem guten Jahr aus Indien gekommen war, hatten wir ein sage und schreibe 5-stündiges Gespräch in der Nacht, das wir komplett, teilweise mit beiden Kamera, aufgenommen haben. Das hat sich ungezwungen einfach so entwickelt. Sam war mit einer Brasilianerin verheiratet, Phil hatte eine Freundin. Beide hatten noch keine Kinder. Es ging um kulturelle Unterschiede und wie sie unser Leben beeinflussen. Es ging um verschiedene Lebensstile - was ist wichtig Geld, Sicherheit, materieller Besitz, Bildung, persönliche Entwicklung, Freiheit? Und, es ging um die Beweglichkeit von Zungen! Sam meinte, die indische Zunge könne alles sprechen, so beweglich sei sie und machte wunderbar die unterschiedlichen Aussprachen von 'd' in seiner Sprache vor. Sabine versuchte sich an den zungenbrecherischen Lauten. Wo muss die Zunge am Gaumen hin, damit das Wort richtig klang, sh. kleine Skizze auf 1. gelbem Zettel. Wie um zusammen zu fassen, kam relativ zum Schluss von Sam die Frage: "Which goal in life you have?" Jeder antwortete, zum Ende Sam selbst. Auf die Antworten könnt ihr euch jetzt schon im Film freuen. So viel sei zu Sams Überlegungen schon gesagt: Zwischen 40-45 möchte er so weit sein, dass Energie, Geld und Zeit sich treffen, denn jung hätte man zwar Energie und Zeit, aber kein Geld. Im mittleren Alter für gewöhnlich noch Energie und schon Geld, aber keine Zeit und wenn man alt ist, hat man meist noch Geld, aber weder Energie, noch Zeit. Die kleine Skizze auf dem 2. gelbem Zettel findet ihr ebenfalls bei den Fotos, wobei T für Time steht, M für Money und A - eigentlich E gemeint - für Energie.

Da Sam 33 ist, hat er noch 7-12 Jahre Zeit, sein Ziel zu erreichen. Er hat zwei Jobs, arbeitet 16 Stunden und spart beträchtlich, bis er mit dem Geld ein Business aufmachen wird, das er als Henne bezeichnet, die dann wie von selbst "Eier legen", sprich Geld abwerfen wird. In Indien hatte er eine Hundezucht. Der Austausch war lustig und ernst und hat unglaublich Spaß gemacht. Sam fand erstaunlich, dass ein Gespräch dieser Länge keine Minute langweilig gewesen sei. Wir sind froh, so tolle Menschen kennengelernt zu haben! Olli machte um 4.30 Uhr "schlapp" und ging ins Bett. Sabine kam um 5.15 Uhr nach. Wir durften eine Stunde später, also um 12 Uhr auschecken 😊. Unser PCT ist in jeder Hinsicht "exhausting". Sam hat uns dann am nächsten Abend zu unserer Wunschzeit 18.30 Uhr wieder nach Snoqualmie Pass gefahren, wofür wir ihm im Hinblick auf sein Ziel gerne Geld gaben 😉. Nachdem Sam weggefahren war, hörten wir im offenen Zelt des Foodtrucks Gitarrenklänge. Haben uns an Tisch und Bank gesetzt, wollten weiter an diesem Blogeintrag arbeiten, der Musik gelauscht und unseren Rotweinrest getrunken. Trish kam dazu, hatte uns vorher auch noch was zum Essen spendiert. Einer der Musiker (Koch im Foodtruck) sagte uns, dass Hiker hier im Gastro-Zelt übernachten könnten. So entschieden wir uns, dort zu bleiben. Nachdem alle gegangen waren, haben wir unsere Matten ausgelegt und wir verbrachten eine recht angenehme Nacht direkt an der "Raststelle".

Nun steht eine der anstrengendsten Etappen des PCT auf dem Programm: Stevens Pass mit extremen Auf- und Abstiegen. Die 115 km wollen wir in max. 5 Tagen bewältigen. "The higher the climb, the better the views.', Zitat Dan.

Grad kam ne SMS von Dan und DJ rein: Sie hätten heute ihren Zero-Day in Snoqualmie Pass und würden sich für die Adventures von King Olli and Queen Sabine of House Night Owl interessieren. Nun ist Sabine schon Queen ...

 

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